Ich hatte in letzter Zeit häufiger Gespräche, in denen es darum ging, wie man mit Lücken im Lebenslauf umgehen soll. In Zeiten von Corona wird das Thema noch aktueller. Es wird immer mehr Menschen auf Arbeitssuche geben, die schon länger auf Stellensuche sind und/oder in Vergangenheit bereits eine gewisse Zeit ohne Arbeit waren. Den meisten Menschen, die das Thema beschäftigt, ist gemeinsam, dass ihnen diese Lücken unangenehm sind. Sie empfinden sie als Stolperstein in der Bewerbung oder schämen sich sogar dafür. Und eine natürliche Reaktion des Menschen auf Dinge, die ihm unangenehm sind, ist die Verdrängung oder Verleumdung. Das ist keine gute Strategie. So viel kann ich dir schon mal verraten.
Lücken im Lebenslauf sind nicht so schlimm, wie viele denken. Es kommt immer darauf an, wie man selbst zu diesen Lücken steht und wie man sie erklärt.
Ich hatte beispielsweise einen Kunden, der in seinen ersten Berufsjahren sehr viele Job- und Branchenwechsel hatte. Im Zeitraum von 6 bis 18 Monaten hat er den Job gewechselt. Das Spektrum war breit. Von der Gastro zum Monteur bis hin zum Assistenzlehrer. Dazwischen gab es immer wieder Lücken. Seine Strategie war es, fast fünf Jahre im Lebenslauf unerklärt zu lassen. Gemeinsam haben wir zusammengefasst, was er Wertvolles aus der Zeit mitgenommen hat und wie er diese Erfahrungen gewinnbringend in die neue Herausforderung einbringen kann. Aus den Lücken wurde ein Argument, welches für ihn als Bewerber gesprochen hat.
Was ist eine Lücke im Lebenslauf?
Als Lücke im Lebenslauf wird ein Zeitraum ab ca. ein bis zwei Monaten bezeichnet, in der man keiner Arbeit nachgegangen ist oder keine Weiterbildung absolviert hat.
Ab wann muss man eine Lücke erwähnen und erklären?
Erklärt werden muss eine Lücke erst nach ca. drei bis vier Monaten. Wichtig ist aber auch, dass eine Lücke insbesondere als solche wahrgenommen wird, wenn es keine Erklärung dafür gibt.
Wie du erfolgreich mit Lücken im Lebenslauf umgehen kannst
Im Umgang mit Lücken gibt es für mich zwei Grundsätze: Sei ehrlich und habe selbst eine positive Einstellung dazu!
Sei ehrlich!
Merkt ein Personaler, dass ein Lebenslauf nicht korrekt ist oder «verschönert» wurde, wirkt das insgesamt unglaubwürdig und du bist aus dem Rennen, bevor du überhaupt drin warst. Bedenke auch, dass die eine Seite ist, was du aufs Papier bringst. Es ist etwas ganz anderes, wenn du dann in einem persönlichen Gespräch danach gefragt wirst!
Einige Bewerber versuchen die Lücken zu verbergen, indem sie bei den Tätigkeiten die Monate weglassen:
2020 Sachbearbeiterin Debitoren, Muster AG
2019 Sachbearbeiterin Kreditoren, Muster AG
Das wirft bereits so viele Fragezeichen auf, dass eine Bewerbung ziemlich sicher auf dem Absage-Stapel landet!
Der Lebenslauf sollte IMMER mit Monatsangaben gemacht werden:
02/2020 – 08/2020 Sachbearbeiterin Debitoren, Muster AG
01/2019 – 01/2020 Sachbearbeiterin Kreditoren, Muster AG
Deine persönliche und positive Einstellung ist sehr wichtig.
Denn genau das vermittelst du auch den Firmen und Personalern. Überlege dir also Folgendes und schreib das für dich auch auf:
- Was hast du für dich persönlich Positives aus dieser Zeit mitgenommen?
- Welche neuen Fähigkeiten konntest du dir in der Zeit aneignen?
- Welche für dich neuen und guten Erfahrungen hast du gemacht?
- Welche neuen Dinge und Menschen hast du kennengelernt?
- Wofür hattest du endlich mal Zeit?
- Was hast du in dieser Zeit getan? (z.B. auch Freiwilligenarbeit, eine grosse Radtour, usw.)
Es ist sehr wichtig, dass du selbstbewusst und positiv zu der Situation stehen kannst – dann kannst du dein Gegenüber auch davon überzeugen. Deine innere Haltung zu der Zeit ist sehr wichtig. Sei also nicht einfach hart zu dir selbst oder sieh dich als Opfer, sondern richte deinen Blick auf das Positive, was die Zeit mit sich gebracht hat.
Die Corona-Lücke: Dass ein Jobverlust in Krisenzeiten, wie der aktuellen Corona-Pandemie, häufiger vorkommt und die Suche nach einem neuen Job länger dauern kann, ist den Personalern sehr bewusst. Aktuell hat diese Lücke auch schon einen Namen erhalten und man spricht von der «Corona-Lücke». Eine entsprechende Lücke kann also gut mit dem Hinweis auf die Corona-Pandemie erklärt werden.
Formulierung
Folgende Formulierungen sind also möglich:
«Leider war ich aufgrund der Kündigung arbeitslos und habe keinen Job gefunden.»
oder
«Ich habe mir eine berufliche Auszeit genommen, um mich neu zu orientieren. Dank dieser Zeit der Reflexion und einer professionellen Standortbestimmung und Laufbahnberatung weiss ich jetzt ganz genau, wo meine Stärken liegen und welche Ziele ich verfolge.»
Die Erklärung der Lücken soll aber auch nicht zu viel Raum einnehmen und auf keinen Fall im Zentrum deines Anschreibens stehen. Je nach Anzahl oder Dauer der Lücken empfehle ich, nicht mehr als ein bis zwei Sätze darauf zu verwenden. Weitere hilfreiche Infos zum Motivationsschreiben findest du auch hier: Wie dein Motivationsschreiben zum Erfolgsfaktor wird.
Wie kann ich Lücken im Lebenslauf vermeiden?
Sinnvoll ist es auch, sich bereits während der Stellensuche oder Neuorientierung zu überlegen, wie man diese Zeit gut nutzt. Du könntest zum Beispiel einen Sprachkurs oder eine Weiterbildung machen, ein Praktikum absolvieren oder noch besser: dich ehrenamtlich engagieren.
So erweiterst du nicht nur deinen Erfahrungsschatz und deine Kenntnisse, sondern hast auch eine gute Erklärung, wie du die Zeit überbrückt hast und statt Lücken hast du neue Erfahrungen in deinem Lebenslauf aufgeführt.
Das Vorstellungsgespräch
Wie gesagt: Die eine Seite ist die Erklärung auf dem Papier. Eine ganz andere Sache ist es, wenn man persönlich und direkt nach Lücken gefragt wird. Bereite dich auf jeden Fall gut auf das Vorstellungsgespräch vor und auch auf die Fragen zu den Lücken. Nimm nochmals die Fragen von oben zur Hilfe für deine persönliche und positive Einstellung zu den beruflichen Auszeiten. Damit hast du schon positive Formulierungen, wie du die Lücken erklärst. Bleib auf jeden Fall bei der Wahrheit und verbleibe auch nicht zu lange bei dem Thema. Du möchtest schliesslich in die Zukunft sehen und nicht in die Vergangenheit.
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