Wertschätzung ohne Abhängigkeit: Selbstwert als Selbstgeschenk

Immer wieder berichten mir Menschen, dass sie keine Wertschätzung von ihren Vorgesetzten oder von den Unternehmen in ihrer Rolle als Arbeitgebende erhalten. Das löst viel Enttäuschung, Frust und Wut aus und nicht selten endet es in einer Kündigung. Manchmal ist aber nicht die fehlende Wertschätzung der Vorgesetzten das grösste Problem – sondern die fehlende Wertschätzung für sich selbst.

 

Was ist Wertschätzung und Selbstwert?

Die Wertschätzung bezieht sich auf die Anerkennung, Achtung und Würdigung eines Menschen in dessen individueller Eigenart. Es ist eine positive Bewertung von anderen Menschen für das, was sie tun oder wer sie sind. Im beruflichen Kontext erleben wir Wertschätzung oft in Form von Lob, Anerkennung oder Belohnungen.

Der Selbstwert besteht aus der Summe der positiven Selbstbewertungen, die eine Person über sich hat. Es ist das Bild, das wir von uns haben. Sind wir mit uns insgesamt zufrieden? Können wir positiv auf unsere Leistung und unsere Erfolge schauen? Wie bewerten wir unser Aussehen?

Wertschätzung und Selbstwert sind wichtige Konzepte in der Psychologie und stehen in einer wechselseitigen Beziehung. Positive Rückmeldungen, Lob und Belohnungen stärken das Selbstwertgefühl. Es vermittelt das Gefühl von „ich werde gesehen“ und „ich mache es gut“.  Wenn man spürt, dass man wertgeschätzt wird, stärkt das den Selbstwert. Menschen mit einem schlechten Selbstwert hören aber leider oft positive Rückmeldungen nicht oder sie können sie nicht annehmen. Das kann auch dazu führen, dass die Wertschätzung da wäre – aber nicht angenommen werden kann.

 

Zwei Gründe für fehlende Wertschätzung

1. Du bekommst keine Wertschätzung

Tatsächlich ist es leider so, dass es viele Vorgesetzte und Unternehmen gibt, die den Mitarbeitenden keine Wertschätzung entgegenbringen. In solchen Unternehmen sind Mitarbeiter Ressourcen, die zu leisten, zu liefern und zu funktionieren haben. Wie eine Maschine. Da braucht es keine Wertschätzung. Die Devise ist in diesem Umfeld „Arbeit gegen Lohn“. Das mag für einige Menschen stimmig sein. Wenn du dich in einem solchen Umfeld befindest und darunter leidest, liest du gleich im nächsten Kapitel, was du tun kannst.

2. Du nimmst die Wertschätzung nicht wahr

Wir alle kennen Menschen, die jedes Kompliment gleich relativieren. „Ach, ich hatte nur Glück.“ „Ohne meinen Mann hätte ich das nie geschafft.“ „Das sagst du doch nur, damit ich mich gut fühle.“ Komplimente und Feedbacks, auf die eine solche Reaktion folgt, führen nicht dazu, dass wir uns gut fühlen und dass wir das Gefühl haben, Wertschätzung zu erfahren. Tatsächlich kommt es vor, dass Befragte kurz danach sagen, dass die Komplimente nie ausgesprochen wurden. Das hat wiederum sehr viel mit einem fehlenden Selbstwert zu tun und mit Glaubenssätzen wie „Eigenlob stinkt“, „werde nur nicht eingebildet“ oder „nimm dich nicht so wichtig“.

Achte dich die nächsten Tage sehr bewusst darauf, wie du mit Komplimenten und positivem Feedback umgehst. Gehörst du vielleicht auch zu denjenigen, die sie einfach nicht hören? Frag auch gerne dein Umfeld, wie sie es wahrnehmen und wie du ihrer Meinung nach auf Feedbacks reagierst.

 

Was tun, wenn man keine Wertschätzung erfährt?

Change it, accept it or leave it.

Change it

Du hast zwei Möglichkeiten. Du erkämpfst dir die Wertschätzung von deinen Vorgesetzten (da kann ich dir leider keine grossen Erfolgschancen in Aussicht stellen) oder du gibst dir die Wertschätzung selbst. Und das ist der Schlüssel! Wenn du dich selbst wertschätzt, hat das einen positiven Einfluss auf deinen Selbstwert und es macht dich unabhängig(er) von der Wertschätzung anderer Menschen. Wie das geht? Das ist etwas Arbeit – aber es lohnt sich. Ich habe dir einige bewährte Methoden zusammengetragen, wie du einen wertschätzenden Umgang mit dir selbst ermöglichst:

  • Richte deine Gedanken konsequent auf das, was du erreichst, gut machst und was dir gelingt (statt ständig auf das zu schauen, was nicht gut ist).
  • Feiere deine Erfolge. Seien sie noch so klein.
  • Schreibe dir am Ende des Tages auf, was dir alles gelungen ist.
  • Setze dir realistische Ziele, die du erreichen kannst. Und erreiche sie.
  • Meditiere (Meditation der liebenden Güte).
  • Umgebe dich mit Menschen, die positiv sind und positiv denken.

Du wirst sehen. Dein Bild von dir selbst wird von Tag zu Tag positiver und du erfährst viel Wertschätzung für dich selber. Das führt dazu, dass es dir besser geht, du mehr Leichtigkeit erlebst und viel unabhängiger bist von der Wertschätzung anderer Menschen.

 

Accept it

Wichtig ist mir hier zu schreiben, dass „accept it“ für mich bedeutet, dass du dich mit der Situation gut arrangieren kannst und es dir in der Situation gut geht. Das ist nur eine Lösung, wenn du es für dich wirklich und vollkommen akzeptieren kannst und es keinen Einfluss hat auf ein Wohlbefinden und Wohlergehen. Wenn du jeden Abend frustriert aus dem Büro läufst, hast du es nicht akzeptiert, sondern du erträgst es.

 

Leave it

Wenn du es nicht ändern und nicht akzeptieren kannst, dass die Wertschätzung nicht vorhanden ist, dann verlasse unbedingt das Unternehmen oder die Abteilung so rasch als möglich. Wie oben beschrieben, ist es eine Abwärtsspirale. Wenig Wertschätzung führt zu wenig Selbstwert, führt zu wenig Wertschätzung usw. Du wirst von Tag zu Tag weniger selbstbewusst und die Zweifel werden grösser. Damit wird es auch von Monat zu Monat schwieriger, sich neu zu orientieren.

 

Brauchst du Unterstützung beim Ändern, Akzeptieren oder Verlassen? Dann melde dich für ein kostenloses Klärungsgespräch. Ich freue mich, von dir zu hören!

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